KINO Reihe „Haltung zeigen“
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Die Regisseurin Dr. Heike Bretschneider wird Ihre Fragen zu Film und Ludwig Quidde beantworten und mit eigenen Erlebnissen bei Recherche und Dreh ergänzen.
Ludwig Quidde (1858 – 19 41) war Mitglied der Demokratischen Partei und reihte sich 1927 ein in die Riege der deutschen Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann (1926), Carl von Ossietzky (1935) und Willy Brandt (1971).
In Bremen geboren, prägte ihn der republikanische Geist der Bürger dieser Stadt. Seit 1890 lebte und forschte er in München, war Mitglied im Bayerischen Landtag und in der Deutschen Nationalversammlung. Der Historiker und Pazifist hatte keine Angst, sich mit dem Kaiser, Militärs und Militaristen anzulegen. Quidde setzte sich für internationale Abrüstung und den Ausbau des Völkerrechts ein. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste er in die Schweiz emigrieren, wo er 1941 im Genfer Exil starb.
Er griff Kaiser Wilhelm II. u.a. mit einer satirischen Schrift an, bis er für drei Monate wegen Majestätsbeleidigung ins Gefängnis musste. Einschüchtern ließ er sich nie, weder als Abgeordneter noch als der Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft, wo er mit Bertha von Suttner Kontakt hatte. Die Oberste Heeresleitung forderte für Quidde im ersten Weltkrieg Schreib- und Redeverbot. Wegen eines Artikels über die Aufrüstung der Reichswehr wurde er in der Weimarer Zeit erneut kurz verhaftet. (zitiert nach Fernsehen Radio Bremen)
Der Film wurde auch gezeigt bei den Münchner Friedenswochen 2002: Widerstand leisten – Angst überwinden" am 14. November.
Zitat: Levke Harders, © Deutsches Historisches Museum, Berlin, 14. September 2014
Biographie Ludwig Quidde 1858-1941
Historiker, Politiker
1858 23. März: Ludwig Quidde wird in Bremen als Sohn des Kaufmanns Ludwig Quidde und dessen Frau Anne (geb. Cassebohm) geboren.
1877-1881 Nach dem Abitur Studium der Geschichte, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften in Straßburg und Göttingen, wo er promoviert.
1881 Er veröffentlicht eine Kampfschrift gegen die antisemitischen Tendenzen innerhalb der Studentenschaft.
Quidde wird Mitarbeiter an der Edition der deutschen Reichstagsakten des 14./15. Jahrhunderts und zieht deshalb ein Jahr später nach Frankfurt/Main.
1882 Heirat mit der Musikerin und Schriftstellerin Margarete Jacobson.
1885 Er veröffentlicht "Studien zur Geschichte des Rheinischen Landfriedensbundes von 1259" und betrachtet sich als politischen Historiker.
1886-1889 Er lebt aus privaten Gründen in Königsberg, wo er an der Edition der Reichtstagsakten weiterarbeitet.
1887 Quidde wird außerordentliches Mitglied der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
1889-1895 Er gibt die von ihm begründete "Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft" heraus, die dem linksliberalen Spektrum zuzuordnen ist.
1890 Leitung des Preußischen Historischen Instituts in Rom und gleichzeitige Verleihung des Professorentitels.
1892 Rückkehr nach München.
1893 Eintritt in die süddeutsche Deutsche Volkspartei.
Mit der anonym erscheinenden Polemik gegen den "Militarismus im heutigen Deutschen Reich" beginnt er sein pazifistisches Engagement.
1893-1895 Quidde ist Mitbegründer der ersten Deutschen Historikertage und des Deutschen Historikerverbandes.
1894 Die erfolgreiche Satire "Caligula. Eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn" bringt ihm wegen der Anspielung auf Wilhelm II. eine dreimonatige Haft wegen Majestätsbeleidigung ein und hat zudem seine gesellschaftliche Ächtung sowie seine Isolierung in der Geschichtswissenschaft zur Folge. Mitarbeit in der von Bertha von Suttner gegründeten Deutschen Friedensgesellschaft.
1894-1900 Herausgabe der demokratischen Tageszeitung "Münchner Freie Presse".
1895 Quidde ist an der Ausarbeitung des neuen Programms der Deutsche Volkspartei beteiligt, in dem die Parlamentarisierung, eine Justiz- und Heeresreform sowie der Ausbau des Föderalismus gefordert werden.
1896 Quidde wird wegen der Caligula-Studie seines Amtes als Leiter bei der Edition der Reichstagsakten enthoben. Vorsitzender des bayerischen Landesverbandes der Deutsche Volkspartei.
1898 Quidde übernimmt erneut die Leitung der Aktenedition.
1901 Deutscher Verteter des Internationalen Friedensbüros in Bern. Sein Interesse gilt der deutsch-französischen Aussöhnung.
1907-1918 Landtagsabgeordneter der Deutsche Volkspartei (später der Fortschrittlichen Volkspartei) im bayerischen Landtag.
1913 Quidde legt auf dem 20. Weltfriedenskongress einen "Entwurf zu einem internationalen Vertrage über Rüstungsstillstand" vor.
1914-1929 Quidde ist erster Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft.
1917 Er plädiert für einen Frieden mit Russland ohne Annexionen und Kontributionen.
1918 Quidde wird Vizepräsident des Provisorischen Nationalrats in Bayern. Eintritt in die Deutsche Demokratische Partei (DDP).
1919 Wahl in die Verfassunggebende Nationalversammlung.
1921 Als Vorsitzender der pazifistischen Dachorganisation "Deutsches Friedenskartell" wird Quidde zur Integrationsfigur der Friedensbewegung.
1924 Er veröffentlicht "Der deutsche Pazifismus während des Weltkrieges 1914-1918" und wird wegen Landesverrats verhaftet.
1927 Gemeinsam mit einem französischen Pazifisten und Menschenrechtler erhält Quidde den Nobelpreis für Frieden.
1929 Veröffentlichung seiner Vortragsreihe zur Geschichte des Landfriedens im Mittelalter "Histoire de la paix publique en Allemagne au moyen age".
1930 Austritt aus der sich nach rechts entwickelnden DDP.
1933 Emigration in die Schweiz, wo er für die "Neue Zürcher Zeitung" arbeitet.
1941 5. März: Ludwig Quidde stirbt in Genf.