KINO Reihe „Haltung zeigen“
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Die Regisseurin Dr. Heike Bretschneider wird Ihre Fragen zum Film und Waldemar von Knoeringen beantworten und mit eigenen Erlebnissen bei Recherche und Dreh ergänzen.
Waldemar Freiherr von Knoeringen (1906 – 1971) war ein deutscher Politiker (SPD). Im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv, war er maßgeblich am Wiederaufbau der SPD in Bayern nach 1945 beteiligt. 1970 erhielt Waldemar von Knoeringen das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern. Auch in jüngsten politischen Zeiten hinterlässt er Spuren, denn der Waldemar-von-Knoeringen-Preis der SPD wird verdienten Mitgliedern verliehen, wie Hans Jochen Vogel, Dieter Hildebrandt, Renate Schmidt und Verena Bentele.
Zusammen mit Wilhelm Hoegner baute er ab 1948 die Georg-von-Vollmar-Schule (ab 1968 Georg-von-Vollmar-Akademie) auf, deren Vorsitzender er bis zu seinem Tode 1971 war. Sein Ziel war, durch politische Bildung und Schulung die Menschen dazu zu befähigen, sich aktiv für die soziale Demokratie einzusetzen, um so dem bei vielen immer noch vorhandenen nationalsozialistischen Gedankengut entgegenzuwirken.
W.v.K. löste 1954 die CSU als Regierungspartei in Bayern mit einer Viererkoalition unter Wilhelm Hoegner ab und war maßgeblich am sog. Godesberger Programm beteiligt.
(zitiert aus der Biographie von Hartmut Mehringer, 1989)
"Sein Grundanliegen erschöpfte sich nie darin, für die eigene Partei kurzfristig Mehrheiten und Macht zu erreichen, immer ging es ihm darum, sie durch einen umfassenden geistigen Neubau angesichts der Herausforderungen einer rapide sich umgestaltenden Welt langfristig mehrheitsfähig zu machen, das heißt die Partei – und über sie hinaus die Gesellschaft – geistig so umzuformen, daß die Mehrheit nur die natürliche und logische Konsequenz daraus wäre. In dieser Hinsicht ist er seinem späteren Kontrahenten im Parteivorstand, Herbert Wehner, ähnlicher, als er selbst sich das je eingestanden hätte. So war er immer auch ein unbequemer Genösse, ein Warner und Mahner, der es nie zuließ, sich selbstzufrieden auf eigenen Lorbeeren auszuruhen. Auch wenn er oftmals an der offensichtlichen Dichotomie zwischen Anspruch und tatsächlichen Realisierungsmöglichkeiten verzweifelte, war er doch ein Politiker, der sich selbst und seinem Grundanliegen immer treu blieb – und wurde infolgedessen gerade auch von jenen, die ihn als weltfremden Idealisten kritisierten, durchaus als Hoffnungsträger und Integrationsfigur hohen Grades geachtet und geschätzt. Er gehörte keiner Schule, keiner inhaltlich oder fraktionell bestimmbaren Richtung an, war ein ausgesprochener Vielleser und galt vielen – nicht zuletzt deshalb – als theoretischer Eklektiker. "
Waldemar von Knoeringen
Waldemar Freiherr von Knoeringen (* 6. Oktober 1906 in Rechetsberg bei Weilheim in Oberbayern; † 2. Juli 1971 in Bernried am Starnberger See) war ein deutscher Politiker (SPD). Im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv, war er maßgeblich am Wiederaufbau der SPD in Bayern nach 1945 beteiligt.
Familie
Waldemar von Knoeringen entstammte dem schwäbischen Adelsgeschlecht von Knoeringen; die Teilnahme von Vorfahren an den Kreuzzügen lässt sich nachweisen. Das Familienwappen findet sich auf einer Abbildung des Konzils von Konstanz, die von Knoeringens stellten mehrere Bischöfe und Äbte in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche in Bayern.
Leben
1926 trat der als Verwaltungsangestellter tätige von Knoeringen in die SPD ein und übernahm leitende Funktionen in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) in München. Für ihn verkörperte nur diese Partei die Verbindung von Gerechtigkeit und Freiheit. Da zu dieser Zeit Reichsfreiherren nur selten Sozialdemokraten wurden, erhielt er den Beinamen Der Rote Baron. 1933 sogar zum bewaffneten Widerstand gegen den Nationalsozialismus bereit, floh Knoeringen, der Aussichtslosigkeit eines solchen Widerstandes gewiss, nach Österreich. Die Gestapo verhaftete auf der Suche nach ihm seine Verlobte Juliane und drohte, sie erst freizulassen, wenn von Knoeringen sich freiwillig stelle. Sie trat in den Hungerstreik, wurde entlassen und floh ebenfalls nach Tirol. Ab 1933 war von Knoeringen Mitglied der Widerstandsgruppe Neu Beginnen. Knoeringen lebte von Vorträgen, die er größtenteils vor der SPÖ hielt; später in Frankreich eröffnete er ein Fotoatelier. Er gehörte während der Weimarer Republik der Republikschutzorganisation Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an.
Knoeringen musste nach dem Dollfuss-Putsch (Juli 1934) aus Österreich fliehen. Er floh in die Tschechoslowakei, wo er in Neuern (Nýrsko) ein Grenzsekretariat der Sopade und anschließend von Prag aus die Inlandsarbeit von Neu Beginnen leitete und die Widerstandsarbeit eines Netzwerkes von 13 Stützpunkten und Gruppen im bayerischen und österreichischen Raum koordinierte. Dort traf er Léon Blum, der an ihn und weitere anwesende Sozialdemokraten Einreisevisa nach Frankreich verteilte, wo er sich ab 1938 aufhielt. Bei Kriegsbeginn befand sich von Knoeringen schließlich in England. Von 1940 bis 1943 arbeitete er für das deutschsprachige Programm der BBC wie auch für den Sender der europäischen Revolution. Er verließ die BBC, da er nicht mehr auf eigene Verantwortung arbeiten durfte und die BBC vor der Ausstrahlung eine Einsicht in die Sendemanuskripte forderte.
Ende 1945 kehrte Knoeringen als Major der britischen Armee nach Deutschland zurück und wurde aufgrund seiner Emigration und der „Arbeit für den Feind“ teilweise heftig angefeindet. Knoeringen war von 1947 bis 1963 Landesvorsitzender der SPD in Bayern und 1958 bis 1962 einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD. 1946 bis 1970 war er Landtagsabgeordneter (bis 1958 als Fraktionsvorsitzender), von 1949 bis zum 3. April 1951 auch Mitglied des Bundestages. Zusammen mit Wilhelm Hoegner baute er ab 1948 die Georg-von-Vollmar-Schule (ab 1968: Georg-von-Vollmar-Akademie) auf, deren Vorsitzender er bis zu seinem Tode 1971 war. Sein Ziel war, durch politische Bildung und Schulung die Menschen dazu zu befähigen, sich aktiv für die soziale Demokratie einzusetzen, um so dem bei vielen immer noch vorhandenen nationalsozialistischen Gedankengut entgegenzuwirken. In der Georg-von-Vollmar-Akademie organisierte von Knoeringen immer wieder Gesprächskreise von Wissenschaftlern, die teilweise große Distanz zum sozialdemokratischen Gedankengut hielten. Er war – für die damalige Zeit – undogmatisch und darum bemüht, für die SPD neue gesellschaftliche und politische Vorstellungen sowie neue Bevölkerungskreise zu erschließen. Auf der anderen Seite kritisierte er aber Hoegners stark föderalistische Haltung und forderte 1949, dass Schluss sein müsse mit dessen "blau-weißer Sozialdemokratie".
1954 erreichte von Knoeringen in Koalitionsverhandlungen mit Bayernpartei, FDP und GB/BHE die Bildung der sogenannten „Viererkoalition“ unter Wilhelm Hoegner und damit die Ablösung der CSU als Regierungspartei in Bayern.
In seiner Eröffnungsrede zum Bundesparteitag 1959 setzte der als rhetorisch begabt geltende Knoeringen sich für das zur Abstimmung stehende Godesberger Programm ein. An dessen Erarbeitung war er führend beteiligt. Durch sein Insistieren auf der Notwendigkeit theoretischer Grundlagen oder seinen Vorschlag der Basismobilisation im Wahlkampf nahm er in den frühen 1950ern viele Ideen vorweg, die sich in der SPD Jahre später durchsetzten. Er zählte zum Schattenkabinett von Willy Brandt für den Fall eines Wahlsieges bei der Bundestagswahl 1965.
Er wurde auf dem alten Teil des Waldfriedhofs in München beigesetzt.
Rosenheimer Arbeiterbibliothek
Knoeringen eröffnete 1927 in Rosenheim die erste und einzige Arbeiterbibliothek, deren Bücherbestand 1932 rund 2000 Bände umfasste. 1933 wurde sie von den Nationalsozialisten zwangsweise aufgelöst.
Auszeichnungen
1956: Großes Bundesverdienstkreuz
1959: Bayerischer Verdienstorden
1970: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
Goldene Verfassungsmedaille des Freistaats Bayern
Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich
Literatur
Franz Menges: Knoeringen, Waldemar von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 204 f. (Digitalisat).
Thomas Zunhammer / Pichelmeier Werner: Bibliotheks-Geschichte von Rosenheim. Ein Beitrag zur kulturellen Entwicklung der Stadt. Snayder-Verlag, Paderborn 1997, ISBN 3-932319-53-2.
Grebing, Helga; Süß, Dietmar (Hrsg.): Waldemar von Knoeringen 1906–1971. Ein Erneuerer der deutschen Sozialdemokratie. Im Auftrag der Georg-von-Vollmar-Akademie e.V., Band I: Aufsätze. 255 Seiten, Band II: Briefe und Dokumente- 455 Seiten. Vorwärts Buch, Berlin 2006, ISBN 3-86602-290-5.
Mehringer, Hartmut: Waldemar von Knoeringen: eine politische Biographie. Der Weg vom revolutionären Sozialismus zur sozialen Demokratie. 529 Seiten. Schriftenreihe der Georg-von-Vollmar-Akademie, Band 2. K.G. Saur-Verlag, München 1989.
Werner, Emil: Waldemar von Knoeringen 1906 – 1971. Broschüre 63 Seiten, Selbstverlag der Georg-von-Vollmar-Akademie e.V., 1981.