Never again – Niemals wieder

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"MOHNBLUMEN ALS MAHNBLUMEN FÜR DEN FRIEDEN"

  Die Eröffnungsrede von  Walter Kuhn zur

  Auftaktveranstaltung der Installation „Never again!“
am Sonntag, den 11.11.2018 um 11 Uhr

Welche eine Freude, Sie alle hier auf Königsplatz zu sehen, oft schon zum wiederholten Mal in diesem
Jahr, um heute mit mir gemeinsam die Eröffnung dieses Kunst- und Friedensereignisses begehen  zu können. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind!

Heute, am 11. November 2018 , genau um 11 Uhr, jährt sich der Tag des Waffenstillstandsvertrags von Compiègne und damit das Ende des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Während dieses Datum in unseren Nachbarländern nationaler Gedenktag ist, hat es den Anschein, dass sich in Deutschland nur wenige an diese erste große Katastrophe des letzten Jahrhunderts erinnern wollen – eine Katastrophe mit mehr als 9 Millionen Gefallenen und insgesamt 17 Millionen Toten.

 Die Mohnblumen auf diesem Platz stehen hier als Erinnerung an all diese Toten.

 Ursprünglich gelten die „Red Poppies“ als Symbol für die gefallenen Soldaten des British Empire. Aber diese Blumen wuchsen als erste Pflanzen nicht nur auf den frischen Grabhügeln englischer Soldaten sondern auch auf allen anderen Gräbern dieser Schlachtfelder.

Und so ist es mein Anliegen, die Mohnblumen mit dieser Aktion auch hier in München und in Deutschland zu einem Symbol des Gedenkens, und zwar aller  Opfer – aller Kriege und auf allen Seiten in Vergangenheit und Gegenwart werden zu lassen und zur Versöhnung aufzurufen.

WARUM DER KÖNIGSPLATZ?

 Wenn diese Aktion nun gerade auf dem Münchner Königsplatz stattfindet, dann machen wir damit gleichzeitig einen Sprung in die Zeit des Nationalsozialismus.

Neben vielen positiven Assoziationen zu München, ist das Image der Stadt aber für immer auch belastet durch ihre Rolle als ehemalige „Hauptstadt der Bewegung“.

Der Königsplatz wurde während dieser Zeit zur Kultstätte für nationalsozialistische Aufmärsche, bei denen zu soldatischer Opferbereitschaft in einem kommenden Krieg bis hin zum Tod aufgerufen wurde.

Wenn dort, wo die Soldaten der Wehrmacht paradierten, nun dieser Blütenteppich von im Wind sich wiegenden, roten Mohnblumen zu sehen ist, dann soll dies die Vergänglichkeit und Sinnlosigkeit solchen Machtgehabes vor Augen führen.

Uns bleibt nur übrig, die vielen Millionen Opfer, für die die deutsche Politik in der Vergangenheit die Verantwortung trägt um Verzeihung zu bitten und das Unsere zu tun, dass so etwas niemals wieder vorkommt.

Lassen Sie uns mit einer Schweigeminute ihrer aller gedenken und gleichzeitig  alle anderen Opfer von Kriegen und Verstößen gegen die Menschlichkeit weltweit mit einbeziehen.

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Ich danke Ihnen für diese Geste.

Die Aufschriften „Niemals Wieder“ oder „Never Again“, das „Plus Jamais“ oder „???????“ auf dem schwarzen Kubus vor der Glyptothek ist die tiefere Bedeutung dieser Kunst- und Friedensaktion.

Es ist die entschiedene Aufforderung an alle Mächte dieser Welt, abzurüsten, die Waffen niederzulegen und an einer friedlichen Lösung von Konflikten zu arbeiten.

Aktuell herrschen in mehr als 30 Ländern bewaffnete Konflikte, und täglich erschrecken uns neue Meldungen aus Syrien, Afghanistan, dem Jemen und aus vielen anderen Regionen. 

Das Wettrüsten nimmt kein Ende.

Immer mehr Ressourcen werden für den globalen Overkill eingesetzt. Und mit jedem Panzer, jedem Kampfjet und jeder Bombe, die gebaut werden, sterben Menschen, schon bevor diese Waffen zum Einsatz kommen, denn damit werden  Material und Geld gebunden, was man für humanitäre Aufgaben einsetzen könnte.

Und gerade Münchens Rüstungsindustrie spielt hier eine unrühmliche Rolle.

Mit weltweiten Waffenlieferungen in Konfliktgebiete ist sie mit verantwortlich für die Opfer und Zerstörungen dort und verdient Geld daran, dass alle 14 Minuten ein Mensch durch in Deutschland produzierte Waffen sein Leben verliert. Das hat Terre des Hommes kürzlich veröffentlicht.

Hören wir auf, ständig weiter an der Rüstungsspirale zu drehen, wie es die Nato Sicherheitskonferenz wünscht und wie es jetzt wieder durch die drohende Aufkündigung des Raketenvertrags durch Donald Trump den Anschein hat.

Schicken wir deshalb eine Botschaft nach Paris, wo sich Trump und Putin in diesen Stunden treffen könnten, und hoffen wir darauf, dass beide zur Vernunft fähig sind.

Und auch militärische Drohgebärden, wie sie kürzlich bei den großen Manövern in Norwegen und an der Nato-Ostgrenze wieder zu beobachten waren, können nicht wirklich als vertrauensbildende Maßnahmen angesehen werden.

Es ist ein Leichtes, andere zu Pazifismus aufzufordern.
Aber trugen und tragen nicht auch wir, die wir hier friedlich leben,  selbst Verantwortung dafür, dass Konflikte entstehen,…..wenn wir – die Industrieländer- durch immer größere Ausbeutung der Natur und der Rohstoffe weltweit, die Lebensgrundlagen der Menschen an anderen Stellen dieser Erde vernichten?

Das reicht von den Zeiten des Kolonialismus bis in die heutige Zeit mit oft unfairen Handelsabkommen, deren Bedingungen in aller Regel vom Recht der Stärkeren bestimmt werden.

Waren es nicht wir, die den Klimawandel hauptsächlich verursacht haben,  und der nun anderswo den Kampf um die letzten Wasserreserven oder andere knappe Ressourcen auslöst?

Ich danke deshalb ausdrücklich allen Aktivisten die sich , z.B. für den Umwelt- und Klimaschutz einsetzen. Sie betreiben nach meinem Verständnis damit auch echte Friedenspolitik.

Unsere Diplomaten lassen sich feiern, wenn sie im Sinne unserer Wirtschaft „gut“ verhandeln und unser Wachstum sichern.

Aber was für uns gut sein mag, vernichtet vielleicht anderswo Existenzen, zerstört lokale Märkte  oder mag die Ursache für menschenunwürdige Arbeitsbedingungen sein.

Neben uns die Sintflut“ so hat Stefan Lessenich das soziale Versagen unserer Weltordnung beschrieben. Müssen wir uns da wundern, wenn immer mehr Menschen zur Rettung ihres Lebens fliehen bzw. sich auf den Weg machen, um an unserem so ungleich größeren Wohlstand zu partizipieren?

Vielleicht kann auch jede und jeder Einzelne von uns durch bewussteres Konsumieren oder Nichtkonsumieren  einen Beitrag leisten dafür, dass am Ende mehr für ein auskömmliches Leben in anderen Teilen der Welt übrig bleibt. 

Weltweite Solidarität, verbunden mit einer klugen und wirklich umfassenden, auf Ausgleich gerichteten Entwicklungspolitik,  ist das Gebot der Stunde.

Wir hören es ja immer, wie wichtig es ist, die Fluchtursachen zu bekämpfen. 

Aber können wir darunter allen Ernstes auch den Einsatz der Bundeswehr in Mali oder die Errichtung von Flüchtlings-Auffanglagern an den Außengrenzen der EU subsummieren?

Wir brauchen Geld für wirkliche Entwicklungshilfe, und das muss noch viel großzügiger ausgegeben werden, anstatt es in die Rüstung zu stecken.

Das ist eine echte friedenssichernde Maßnahme, die letztlich auch uns langfristig hilft in Frieden weiterleben können.

Und dann könnten die Mohnblumen eines Tages auch als ein weltweites Symbol für Liebe stehen. Im persisch sprachigen Raum sind sie das bereits heute.

Bevor wir  zum Schluss kommen, möchte ich mich bei den vielen hundert Leuten bedanken, die mir bei der Verwirklichung dieses Projektes geholfen haben.

Zu allererst natürlich bei meiner Frau Irmgard, die mich in meiner Besessenheit für dieses Projekt hat aushalten müssen, die mir den Kopf freigehalten hat und auf  viele gemeinsame Zeit hat verzichten müssen. Ich umarme Dich dafür!

Weiterer Dank gilt all denen, die mich schon früh ermutigt haben, diese Sache in Angriff zu nehmen.

Herrn Prof Nerdinger, dem Gründungsdirektor des NS Dokuzentrums,

den Herren  Christian Krimpmann und Dr. Walter Klein , den Vorsitzenden der Bezirksausschüsse Maxvorstadt und Schwabing- West, die von Anfang an einstimmig hinter dem Projekt standen

Dank auch an alle, die mir geholfen haben, die Finanzierung sicherzustellen, und da will ich insbesondere Frau Alexandra Schörghuber von der Bayerischen Hausbau nennen, deren wunderbar unkomplizierte und spontane Zusage einer sehr großzügigen Hilfe den endgültigen Durchbruch  zur Realisierung gebracht hat.

Danken möchte ich aber besonders auch den mehr als 400 Münchner Bürgerinnen und Bürgern, die bei der Patenaktion für die Blumen auf diesem Platz mitgemacht  und sich damit so eindrucksvoll hinter diese Friedensidee gestellt haben.

Und als ich im Sommer und Herbst für mehr als 8 Wochen krank war, wäre das Projekt beinahe geplatzt, wenn ich nicht meine Freunde, insbesondere von der Interkulturellen Stiftung KOLIBRI gehabt hätte, die mir sehr viel geholfen haben.

Ich bin selbst seit 4 Jahren Mitglied bei KOLIBRI, und unser Ziel ist es,  mit unserer Arbeit Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchteten zu helfen, sich hier in München besser integrieren zu können.

Denn ihre Integration  ist die Voraussetzung für ein gedeihliches Zusammenleben, wovon wir als Stadtgesellschaft auch als Ganzes profitieren.  Sie können am Container Informationen zur Stiftung KOLIBRI bekommen.

Auch an diesem Projekt haben übrigens viele Migranten aus Afghanistan und Syrien tatkräftig mitgewirkt und sie wurden beim Aufbau der blumen durch rund 90 deutsche Helferinnen und Helfer unterstützt  — Welch ein schönes Symbol des friedlichen Zusammenlebens!

Das Projekt setzt sich zusammen aus vielen solcher Symbole: So sei noch erwähnt, dass die Blumen selbst in  einer Näherei in  Pristina gefertigt wurden, nicht weit entfernt von Sarajewo, wo der Erste Weltkrieg seinen Ausgang nahm.

Und auch der Besitzer der Drahtbiegerei, wo die Blumenstängel gefertigt wurden, ist in Bosnien geboren. Er ist 1992 als Bub vor den dortigen Massakern der Serben im Balkankrieg geflohen und hat sich bei uns hier eine kleine Existenz aufbauen können.

Es war der  Wunsch der beiden Firmeninhaber, die Aufschrift „Never Again“ auch auf Serbokroatisch auf den Container zu setzen.

Ich danke auch noch dem Verdi-Gewerkschaftschor Quergesang sowie dem Syrischen Friedenschor für ihre musikalischen Beiträge, allen Autorinnen und Autoren, die an der Programmbroschüre mitgewirkt haben,

Frau Fischer-Guggemoos, der Direktorin der Anita-Augspurg Berufsoberschule und allen Lehrern und SchülerInnen, die sich an dem Leseprojekt zum Thema Krieg und Widerstand beteiligt haben.

Bitte besuchen Sie in den kommenden Wochen den Container und hören Sie sich das wunderbare Ergebnis an. 

Natürlich danke ich auch allen Rednerinnen und Rednern, die nun nach mir Grußworte an Sie richten werden,

….. und

schließlich natürlich auch der LH München und dem Oberbürgermeister Reiter, der die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat, besonders aber dem Kulturreferenten der LH München, Dr. Küppers, den ich jetzt auf die Bühne bitten möchte.

 

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Eröffnung am 11. November 2018 – 11 Uhr

  Königsplatz vor den Prophyläen

   

Programmablauf

  Moderation Dr. Renate Bürner-Kotzam

   

Gewerkschaftschor Quergesang
(2 Lieder: K Tucholsky/H. Eisler und H.Waader)


Begrüßung und

Rede Dr. Walter Kuhn

mit Danksagung


Rede Dr. Hans-Georg Küppers
Kulturreferent LH München


Rede Martin Hinrichs
(Vertreter von ICAN,   Friedensnobelpreisträger 2017)


Twyla Weixl:
Gedichtvortrag: In Flandern Fields

Rede Ernst Grube
(Präsident der Lagergemeinschaft Dachau)

 

  Rede
Tatjana Lukina

(Präsidenten d. Russischen Kulturzentrums MIR)

 
Moderatorin liest
Grußwort von Dr. Meike Zwingenberger
(Amerikahaus)


Rede Christian Krimpmann,
(Vorsitzender BA Maxvorstadt)


Michaela Dietl
liest
Grußwort von Konstantin Wecker

Performance DFG-VK/ThomasRödl
Syrischer Friedenschor (2 Lieder)

Datum

11 Nov 2018
Abgelaufen!

Uhrzeit

00:00 - 00:01

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