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Datum

Apr 25 2019
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Uhrzeit

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programmKINO „Die andere Seite von allem“

Trailer   Öffnet externen Link in neuem Fensterhttps://www.kino.de/film/die-andere-seite-von-allem-2017/

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Regisseurin Mila Turajli? sprach für ihren Dokumentarfilm "Die andere Seite von allem" mit ihrer Mutter Srbijanka. Sie war Mathematik-Professorin und wichtiger Teil des Widerstands im Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Familie Turajli? wurde vom Regime enteignet und ihre Wohnung in Belgrad aufgeteilt. Srbijanka erlebte mit, wie die Spannungen zwischen den unterschiedlichen Volksgruppen wuchsen und bekam regelmäßig Besuch vom Geheimdienst. Deswegen klingeln Freunde, die heute zum Essen kommen, dreimal – so wie früher, als das ein Zeichen war, dass kein Beamter vor der Tür steht. Mila und Srbijanka, Tochter und Mutter, führen tiefgründige und auch witzige Gespräche über die Geschichte eines Landes, die von großen politischen Umbrüchen geprägt ist.

Filmdaten
Dokumentation  
Druga stana svega
Serbien/Frankreich/Katar 2017
Regie & Buch:     Mila Turajli?
Länge:                 100 Minuten
Verleih:                JIP Film & Verleih
Kinostart:             15. November 2018

"Wenn ich tatsächlich eine Freiheitskämpferin bin, ist die Freiheit, die ich gewonnen habe, gleichzeitig das größte Scheitern meines Lebens."   Srbijanka Turajli?
In ihrem faszinierenden Dokumentarfilm weitet die serbische Filmemacherin Mila Turajlic die Biografie ihrer Mutter, der Bürgerrechtlerin Srbijanka Turajlic, zu einer Geschichte Jugoslawiens und Serbiens aus.   (epd Film)
"The film gives a unique view into the life of a strong woman swimming against the tide. It draws attention to an important topic of today: the fragility and vulnerability of democracy."
– The Award of the Federal Foreign Office for Cultural Diversity
 
FESTIVALS UND FILMPREISE (Auswahl):
• LUX FILM PRIZE 2018
? Official Competition
• WINNER IDFA AWARD for Best Feature-Length Documentary 2017
• TORONTO INTERNATIONAL FILM FESTIVAL 2017 | Official Selection
• DOC NYC 2017 | Official Selection
• GOEAST – FESTIVAL OF CENTRAL AND EAST EUROPEAN FILM – Award of the Federal Foreign Office for
Cultural Diversity
• DOUBLE EXPOSURE FESTIVAL 2017 | Official Selection MILLENIUM FILM FESTIVAL 2018 – Objectif d’or Winner of International Competition
• ZAGREBDOX 2018 – Fipresci Jury Award / Golden Stamp for Best Film in Regional Competition / HT Audience Award
• SEEfest LA – Special Jury Mention / Best Cinematography in a Documentary Film
• Special Mention – Amnesty International Award
• 36º FESTIVAL CINEMATOGRÁFICO INTERNACIONAL DEL URUGUAY Human Rights Cinema Competition – Best Documentary
• FIFDH International Film Festival and Forum on Human Rights – Special mention

 
FILMKRITIK:
In gewisser Weise ist eine Wohnung die Hauptfigur in "Die andere Seite von allem." Im Herzen von Belgrad, der ehemals jugoslawischen und jetzt serbischen Hauptstadt liegt die herrschaftliche Wohnung, in der Mila Turajli? fast den gesamten Film gedreht hat. Hier lebt ihre Mutter Srbijanka, hier lebten seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Urgroßeltern, die bei der Ausrufung der Republik 1918 dabei waren.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Machtergreifung durch den Kommunisten Tito wurden Teile der Wohnung jedoch nationalisiert, so viel Platz galt als dekadent, die bourgeoisen Turajli?s wurden enteignet, die Wohnung geteilt, eine Arbeiterfamilie wohnte seitdem in einem Teil der Wohnung. Unter diesen Umständen wuchs Srbijanka Turajli? auf, die eigentlich Anwältin werden wollte, doch dafür hätte sie in die kommunistische Partei eintreten müssen. Stattdessen wurde sie Ingenieurin und lehrte Anfang der 90er Jahre an der Belgrader Universität, dem Epizentrum der Protestbewegungen gegen Slobodan Milosevic. Dieser trug nach der Zerschlagung Jugoslawiens mit seiner radikalen Politik erheblich zum Wiedererstarken des Nationalismus auf dem Balkan bei und damit zu all den Kriegen und Gräueltaten, deren Folgen auch heute noch zu spüren sind.
In dieser Atmosphäre wuchs Mila Turajli? auf, die – so wie ihre Mutter – politisch aktiv war, inzwischen aber Filme dreht. In ihrem Debüt "Cinema Komunisto" ging es um die Konstruktion einer nationalen Identität durch das Kino, in "Die andere Seite von allem." ist der Bogen größer. Ein Porträt ihrer Mutter ist der Film unter anderem, einer auch heute noch resoluten Frau, die sich zwar nicht mehr aktiv engagiert, deren moralische Haltung aber noch ungebrochen stark ist. Das Schicksal ihres Landes liegt ihr deutlich am Herzen, ein Land, dass zwar die Ära Milosevic hinter sich gebracht hat, das Gefühl, ungerechtfertigterweise für fast alle Verbrechen und Missstände auf dem Balkan verantwortlich gemacht zu werden, aber noch lange nicht überwunden hat. Die Demokratie ist fragil in Serbien, doch im Gegensatz zur Generation der Mutter, ist die Generation der Tochter längst nicht mehr so engagiert.
Fast enerviert wirkt Srbijanka oft, wenn sie mit ihrer Tochter diskutiert, die im Gegensatz zu ihr nicht mehr so recht daran glauben mag, das politisches Engagement den Lauf der Geschichte beeinflussen kann.
Mit viel Dokumentarfilmmaterial hat Mila Turajli? diese Generationengeschichte, diesen Generationenkonflikt angereichert, in dem sie auf eindrucksvolle Weise die wechselvolle Geschichte Serbiens nachzeichnet.
Michael Meyns

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